Soil

Zeichnung von Jade Dreyfuss

Today, warnings about soil’s exhaustion and endangered ecology raise concerns marked by fears of gloomy environmental futures, prompting scientists and soil practitioners urgently to develop better ways of taking care of soils. Yet the pace required by ecological soil care could be at odds with the predominant temporal orientation of technoscientific intervention, which is driven by an inherently progressivist, productionist and restless mode of futurity.

Making time for soil: Technoscientific futurity and the pace of care
Maria Puig de la Bellacasa (2015)

„Taking care for soils” bedeutet für uns, erschöpfte Böden zu heilen. Erschöpfte Böden sind nicht mehr in der Lage, sich aus sich selbst heraus zu regenerieren. In urbanen Räumen unterscheiden sich die Böden meistens erheblich von denen des Umlandes. Sie wurden durch den Ab- und Auftrag von Bodensubstraten, Baustoffen, Schlämmen oder Schutt stark verändert, was Auswirkungen auf das Bodenleben und die Bodeneigenschaften hat. Da uns gesagt wurde, dass es sich bei dem Regenwasserrückhaltebecken zusätzlich um einen schadstoffbelasteten Ort handelt, haben wir die Böden auf Schwermetalle und gesundheitsschädliche organische Stoffe untersuchen lassen. Unser Ziel ist es, gemeinschaftliche Praktiken zu entwickeln, um die Aktivität und Diversität in und auf den Böden der Floating University zu verbessern.

Auf dem 22 500 m2 großen Gelände der Floating University gibt es gewachsene Böden, Böden auf Bauschutt, versiegelte Böden, Schlamm vom Tempelhofer Feld und am Standort produzierten Kompost.

Gewachsene Böden
sind wie die des Umlandes aus der Verwitterung von Gesteinen (in der Regel Mergel und Sande) und der Tätigkeit von Bodenlebewesen entstanden

Böden auf Bauschutt
sind auf den Resten vergangener Kriege durch die Tätigkeit von Bodenlebewesen und Gärtner*innen im Norden und Westen des Regenrückhaltebeckens entstanden

Versiegelte Böden
sind überbaute Böden, die keinen Austausch mit dem Untergrund zulassen. Irgendwann in den 70er oder 80er Jahren wurde das Fundament des Regenrückhaltebeckens asphaltiert

Schlamm vom Tempelhofer Feld
wird vom Flughafengebäude in das Regenrückhaltebecken gespült, wo er sich ansammelt und regelmäßig abtransportiert wird

Kompost
wird in der Floating University mit dem biologischen Heißkompostverfahren aus am Standort anfallenden Küchen- und Gartenresten hergestellt.

SCHADSTOFFANALYSE und BEWERTUNG

Die Schadstoffkonzentrationen der Böden auf dem Gelände der Floating University liegen unter den in Deutschland geltenden Grenzwerten. Über den Grenzwerten für Kinderspielflächen und Nutzpflanzen liegt allein der Bleigehalt des vom Tempelhofer Flughafengebäude angeschwemmten Schlamms.

Allerdings ist der Gehalt an polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) im Schlamm und in den Böden der umliegenden Gärten hoch. Diese gefährlichen organischen Verbindungen sind schwer abbaubar und können sich in Körpern und Böden anreichern.

Die Analyseergebnisse im Detail > WEB page

Biologisch nicht abbaubare organische Stoffe und Schwermetalle sind besonders gefährlich für bodenlebende Tiere und Menschen. Sie können bei direktem Kontakt aufgenommen werden und sind zum Teil krebserregend oder fruchtschädigend. Für Wirkungen, die erst nach Jahrzehnten durch Anreicherung in Körpern und Böden entstehen, können keine Grenzwerte festgelegt werden.

Die Schadstoffgehalte des aus Küchenresten produzierten Komposts liegen weit unter denen der umliegenden Böden.

 

OPEN SOIL LAB

Open Soil Labs sind für alle offene Einrichtungen, die es den Teilnehmer*innen erlauben, den Boden räumlich zu erleben und sich ein ganzheitliches Bild vom Zusammenleben verschiedener Lebewesen zu machen. Das erste Open Soil Lab hat DIE BODEN SCHAFFT mit Hilfe der Postcode Lotterie für die Floating University aufgebaut. Mit Mikroskopen, Kameras und einfachen Analysemethoden können die Bodenaktivität und Diversität selbst erlebt und gemessen werden. Interessierte Personen und Gruppen können sich unter www.die-boden-schafft.de dazu anmelden.

Text: Martina Kolarek ist Bodenwissenschaftlerin und Künstlerin, Gründerin von DIE BODEN SCHAFFT und Mitglied des Floating e.V.

Life in earth  

„Life in Earth“ begleitet Organismen, die im Floating Hot Compost leben und Abfall in fruchtbare Erde verwandeln. Dieser Teaser wurde von Martina Kolarek und Lorène Blanche Goesele mit der Unterstützung des OPEN SOIL LAB an der Floating University entwickelt und produziert (Berlin, 2021).