(Re-) Gaining Ecological Futures

Kuratiert von Berit Fischer

Bild von Ute Lindenbeck

Mykopoetik

Mit: Alistair Alexander, Katherine Ball, Ulrike Bernard, Olive Bieringa, David Bloom, Monika Czyżyk, Jade Dreyfuss, Shelley Etkin, Berit Fischer, Martina Kolarek (aka Die Boden Schafft), Ute Lindenbeck, Vera Meyer, Mycelial Workgroup, Merlin Sheldrake

(Re-)Gaining Ecological Futures ist ein sozio-ökologisches Festival, das sich kritisch mit der menschenzentrierten Ontologie und dem Dualismus zwischen Natur und Kultur auseinandersetzt.

Es bietet affektive Begegnungen und kollektives Engagement, die ganzheitlich hinterfragen, wie wir unsere Beziehung zur natürlichen Welt in Richtung ökologischer Achtsamkeit verändern können. Wie kann man in unserer technokratischen Zeit eine neue Synthese für ein umfassenderes und „kosmologisches“ Wissen schaffen? Das Festival gibt Anregungen zum Nachdenken und Handeln darüber, wie wir dazu beitragen können, ökologische Zusammenhänge und Wechselwirkungen auf regenerative Weise zu gestalten und zu fördern.

 

In der diesjährigen Ausgabe liegt der Schwerpunkt auf MYKOPOETIK, um die komplexe Welt des Myzels zu beleuchten, das in jedem Ökosystem auf diesem Planeten allgegenwärtig ist. Das Myzel könnte als das ultimative organische Netzwerk angesehen werden; der Inbegriff des „Symbiozäns“. Die mykologischen Gemeinschaften entziehen sich einer standardisierten hierarchischen Wissensproduktion und einem homogenen Verständnis der Welt. Ihre Lebensweise widersetzt sich kapitalistischen Logiken, Mechanismen und Logiken von Binarität und Kontrolle.

Vier Tage lang laden wir ein, mit Körper und Geist auf künstlerische, praktische und wissenschaftliche Weise einige Aspekte der immensen Komplexität der Myzelwelt zu erforschen und in sie einzutauchen. Wie können wir menschenzentriertes, einseitiges und binäres Denken überwinden? Wie und was können wir von den speziesübergreifenden Pilz-Superorganismen lernen, um die Gifte des Anthropozäns zu kompostieren?

Video der Veranstaltung im Juni 2023.

PROGRAM

  • Alle Sessions sind kostenlos.
  • Die Sessions können auch unabhängig voneinander besucht werden
  • In englischer Sprache (mit Ausnahme der Workshops Strahlende Pilze am 17.6. und 24.6. und KidsUni- Pilze in Bewegung am 24.6 und 25.6, die in Deutscher Sprache statt finden.)
  • Alle Körper, Kulturen und Ausbildungen sind willkommen.
  • Wir wenden uns gegen jede Form von Diskriminierung und Gewalt. Verletzendes und übergriffiges Verhalten, wie sexistische, rassistische, homophobe, transphobe, ableistische oder vergleichbare Übergriffe, werden nicht toleriert.

 

ANMELDUNG

  • Bitte schicke uns eine E-Mail an: re.gaining.ecological.futures@gmail.com
  • Bitte gib an, an welcher Session Du teilnehmen möchtest.
  • Schicke uns bitte ein paar Sätze, warum Du teilnehmen möchtest.
  • Bitte sage so schnell wie möglich ab, wenn Du nicht teilnehmen kannst, damit der Platz an eine andere Person weitergegeben werden kann.
  • Begrenzte Teilnehmer:innenzahl. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.

TAG 0, SAMSTAG, 17. JUNI, (PRE-FESTIVAL)

14-19 Uhr
Strahlende Pilze
Martina Kolarek (Die Boden Schafft)

► Heißkompostworkshop, in deutscher Sprache
► Tag 2: 24.6., 14.30-17h Mächtige Mischwesen

Strahlenpilze (aka Actinobakterien) sind zarte Mischwesen zwischen Bakterien und Pilzen. In offenen Böden leisten sie Schwerstarbeit, um aus organischen Reststoffen neuen Humus zu bilden. Wenn ihre dichten, weißen Gespinste nach der Heißrotte den Kompost durchziehen, wissen wir, dass er sich gut entwickelt. Um das gemeinsam zu erleben, bauen wir am ersten Tag einen Heißkomposthaufen an der Floating University auf. Wir zeigen Euch, welche Techniken Ihr anwenden könnt, um gemeinsam mit den Bodenorganismen neue Lebensräume zu schaffen und die Biodiversität in der Stadt zu erhöhen. Dabei spielen die Strahlenpilze eine wichtige Rolle.

Bitte bringe ein Paar Gartenhandschuhe und eine Flasche Trinkwasser mit. Wir empfehlen dringend, nicht die wertvollsten Schuhe und Kleider zu tragen. Die Workshops können auch unabhängig voneinander besucht werden. Begrenzte Teilnehmer:innenzahl; wer bei beiden Workshops mitmacht, wird bevorzugt. Bei starkem Regen wird der Workshop verschoben.

Martina Kolarek ist eine transdisziplinär und interkulturell arbeitende Biochemikerin, Bodenwissenschaftlerin, Bildende Künstlerin und Autorin. 2014 gründete sie DIE BODEN SCHAFFT als Plattform für eine neue Bodenkultur und Wissenschaft. 2018 erschien ihr Buch Kompostieren!, 2019 in der französischen Übersetzung. Martina Kolarek lebt und arbeitet in Berlin.
die-boden-schafft.de

Entangled Life: How Fungi Make Our Worlds, Change Our Minds, and Shape Our Futures (Textauszug)
Merlin Sheldrake

► Floating University webseite

Wenn man über Pilze nachdenkt, sieht die Welt ganz anders aus. Die meisten Pilze leben im Verborgenen, bilden aber ein enorm vielfältiges Reich von Organismen, die fast alle lebenden Systeme unterstützen und erhalten. Pilze stellen unsere Vorstellungen von Individualität und sogar von Intelligenz in Frage. Sie können unser Denken verändern, unseren Körper heilen und helfen, Umweltkatastrophen zu beseitigen. In seinem Buch erörtert Sheldrake, wie diese außergewöhnlichen Organismen – und unsere Beziehungen zu ihnen – unser Verständnis des Planeten, auf dem wir leben, und die Art und Weise, wie wir denken, fühlen und uns verhalten, verändern.

Merlin Sheldrake ist Biologe und Autor von „Entangled Life: How Fungi Make Our Worlds, Change Our Minds, and Shape Our Futures“, einem Bestseller der New York Times und der Sunday Times, und Gewinner des Royal Society Book Prize und des Wainwright Prize. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Vrije Universität Amsterdam und arbeitet mit der Gesellschaft zum Schutz Unterirdischer Netze (Society for the Protection of Underground Networks) und der Fungi Foundation zusammen.
merlinsheldrake

TAG 1, DONNERSTAG, 22. JUNI

10-13 Uhr
Adaptierung
Shelley Etkin

In diesem Workshop werden wir die medizinische Wirkung bestimmter Pilze erforschen, um die Anpassungsfähigkeit in Richtung Resilienz zu unterstützen und dabei die normative Auffassung von „Funktionalität“ und Gesundheit zu erweitern.Wir werden uns Zeit nehmen, um durch somatische Praktiken, die für alle zugänglich sind, zu erforschen, wie ‚Stress‘ in Körper und Geist erscheint. Wir werden darüber nachdenken, wie dekoloniale, queer-feministische Ansätze und Behindertengerechtigkeit zu einem komplexen Verständnis unserer Körper als sich wandelnde Ökologien beitragen. Der Workshop wird sich mit Stress als Feedback-Mechanismus befassen, der Zugang für die Kommunikation zu persönlichen, sozialen und ökologischen Dimensionen bieten kann. Es werden Übungen angeboten, um sich mit dem Immun- und Nervensystem als vielschichtige Netzwerke in uns zu verbinden, die dem Mycelium ähnlich sind. Durch verkörperte Praktiken und intersektionales Denken wird dieser Workshop unser Verständnis von Anpassung als fortlaufende Prozesse erweitern, die in den myzelartigen Geflechten im Boden, als auch in unseren physischen und sozialen Realitäten stattfinden.

Shelley Etkin ist eine transdisziplinäre Künstlerin, Pädagogin, Gärtnerin und Autorin. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die Beziehungen zwischen Körper und Land durch ortsbezogene Kenntnisse und Prozesse. Ihre Forschung integriert Tanz und Ökologie mit Pädagogik und Community-Organisation, insbesondere in Verbindung mit Pflanzen und Kräuterheilkunde.
shelleyetkin.com

14-17 Uhr
Ökosomatische Praktiken für das Leben und Sterben auf einer Beschädigten Erde
Olive Bieringa

In diesem Workshop bieten wir körpernahe Praktiken für das gemeinsame Leben und Sterben auf einer beschädigten Erde an. Gemeinsam werden wir uns darin üben, zu leben, zu atmen, zu spüren, wahrzunehmen, zu verdauen, zu sterben, uns zu kompostieren, und dabei mehr von der gesamten Bandbreite der menschlichen und nicht-menschlichen Sensibilitäten und Intelligenzen in uns wahrnehmen; die sich wandelnden Räume, das Vorher und Nachher. Wir werden unsere Beziehungsfelder reparieren und unsere Fähigkeiten verfeinern, zu improvisieren, zu spielen, zu experimentieren, aufnahmefähig und im Unbekannten zu sein; darauf zu vertrauen, dass wir die Ressourcen in unseren Körpern haben, um zu verhandeln, zu überleben und zu gedeihen. Ecosomatics ist ein dynamischer Lern- und Lebensansatz, der körpernahe Praktiken anwendet, um Wissen aufzubauen, das unsere Transformation von der Besorgnis hin zur Fürsorge und zum Handeln im Hinblick auf die ökologische Krise unterstützen kann. Der Workshop richtet sich an alle, die sich für Bewegung, den Körper und Bewusstsein interessieren, unabhängig von ihrer Erfahrung oder ihren Fähigkeiten.

Olive Bieringa ist eine Bildende-, Tanz-, und Performance Künstlerin, die an der Schnittstelle von sozialer und kreativer Praxis, Pädagogik und Heilung arbeitet. Sie ist Lehrerin und Praktikerin von Body-Mind Centering, Programmdirektorin von Somatic Education Australasia und Teil von BodyCartography, das sich auf die Wiederverzauberung von Verkörperung, Beziehung und Präsenz konzentriert. Sie ist Doktorandin an der Theaterakademie, Uniarts, Helsinki.
bodycartography.org

ERÖFFNUNG (KEINE ANMELDUNG ERFORDERLICH)
18–22 UHR

18.30-22 Uhr
Mycelium Orgasm Report, VR, 15 min.
Monika Czyżyk

► Öffentliche Veranstaltung
► Keine Registrierung erforderlich

Mycelium Orgasm Report lädt zu einer psychedelischen Virtual-Reality-Reise durch einen nächtlichen barocken Lustgarten ein, der in einem Wald aus Pilzen liegt und rekonstruiert ist als eine Traumtopografie aus Räumen, Objekten, Tanzpartys und verschiedenen Wesen. Begleitet von treibenden organischen Techno-Klängen und auf immersive Weise verleiht es einen Einblick in einen zeitlosen Ort des Schwelgens, in dem der Mensch nur noch eine fragmentierte Erinnerung ist. Die zerhackte „glitched“ Ästhetik der aufgegriffenen digitalen Artefakte lässt das Unwirkliche dieses VR-Universums erfahrbar machen. Es lässt Raum für eine imaginäre Erzählung und einen Ort zum Nachdenken über die Verbundenheit der Dinge, die sich in der Verbundenheit der Pilznetzwerke, die sich über die gesamte Landschaft erstrecken, widerspiegelt. Die Artefakte –die mithilfe von Lidar-Scan-Technologie aus der realen Welt aufgenommen wurden– und der um sie herum kartierte Parcours stecken verschiedene Räume und Zeiten ab; Momente orgasmischen Anstiegs und amniotischen Eintauchens. Die Arbeit wurde in Zusammenarbeit mit Gabriel de la Cruz und Neil Luck entwickelt.

Monika Czyżyk ist eine in Helsinki lebende bildende Künstlerin, die hauptsächlich mit bewegten Bildern im Rahmen von experimentellen Dokumentarfilmen und sozial engagierten internationalen Projekten arbeitet. Derzeit recherchiert sie zum Thema „Reimagined Gardening“ und sammelt Ton aus der Region für DIY-Brennvorgänge.
monikaczyzyk.org

19-20.15 Uhr
Vortrag: Lernen von Pilzen? Ja! … aber was?
Vera Meyer

► Öffentliche Veranstaltung
► Keine Registrierung erforderlich

Wir Menschen leben seit unserer Geburt mit Pilzen zusammen. Manche leben in und auf unseren Körpern, sind unsere ständigen Begleiter und gehören damit zu unserer normalen Mikrobiota. Sie helfen uns, Nährstoffe besser zu verwerten und stärken unser Immunsystem. Andere Pilze leben in Symbiose mit Pflanzen und versorgen diese mit Nährstoffen und Wasser aus der Erde. Pilze sorgen also für uns und unsere Umwelt und formen diese aktiv mit, obwohl sie mikroskopisch klein sind. Diese und andere kooperative Stoffwechselleistungen der Pilze werden jedoch meist übersehen.

Mit meinem Team an der TU Berlin erforschen wir, wie Stoffwechselpotentiale von ausgewählten Pilzarten für eine nachhaltige und kreislauffähige Bioökonomie genutzt werden können. In Zukunft Kleidung, Möbel, Häuser aus Pilzen? Ja das kann gehen! Aber wie? In meinem Vortrag werde ich neueste Innovationen aus dem Bereich pilzbasierter Biomaterialien vorstellen als auch Wege aufzeigen, wie diese in der Triade Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft vollständig erschlossen werden können.

Prof. Dr.-Ing. Vera Meyer leitet das Fachgebiet für Angewandte und Molekulare Mikrobiologie an der Technischen Universität Berlin. Ihre transdisziplinären Forschungsvorhaben verbinden Natur- und Ingenieurswissenschaften mit Kunst, Design und Architektur und entwerfen biobasierte Szenarien für mögliche Lebens- und Wohnwelten der Zukunft.
v-meer.de

TAG 2, FREITAG, 23. JUNI

10-13 Uhr
Regenerative Soziale Netzwerke: Von Pilzen und dem Wood Wide Web Lernen
Alistair Alexander

Unter unseren Füßen gibt es riesige Pilznetzwerke, die seit Tausenden von Jahren existieren. Sie verbinden Bäume und Pflanzen in einem verwobenen Geflecht gegenseitiger Fürsorge – man könnte sagen, dass Pilze die ultimativen sozialen Netzwerke sind. Wissenschaftler nennen dies das „Wood Wide Web“.
In diesem Workshop lassen wir unsere Telefone zurück und erkunden organische Netzwerke: die Welt der Pilze. Durch Diskussion und Interaktion werden wir ausgewogenere, regenerativere – und pilzartige – Wege entdecken, wie wir on- und offline in Verbindung treten können. Wir werden erforschen wie wir unsere sozialen Medien filtern können, wie wir Netzwerke des Vertrauens und der Fürsorge aufbauen können, und wie wir mit unseren Netzwerken zusammenarbeiten können, um toxische Aktivitäten zu minimieren. Wir werden auch erörtern, wie wir abschalten können, ohne uns abgehängt zu fühlen, so dass wir uns mit allen und allem um uns herum verbundener fühlen können.

Alistair Alexander arbeitet an Projekten, die die Auswirkungen der Technologie auf Menschen und Ökologie erforschen. Zu seinen jüngsten Projekten gehören die Sonifizierung von Daten in Zusammenarbeit mit der Amerika-Gedenkbibliothek in Berlin, ein Online-Desinformationskurs für LGBTQI-Aktivisten und Workshops zu Technologie und ganzheitlicher Nachhaltigkeit unter Verwendung von „Doughnut Economics“.
reclaimed.systems

14-17 Uhr
Verkörperte Fermentation
David Bloom

Das Fermentieren von Lebensmitteln ist Teil fast aller menschlichen Kulturen – und einiger nicht-menschlicher auch! Diese schöne, produktive und köstliche Beziehung zu den Mikroorganismen, die uns umgeben, bietet nicht nur viele entgiftende gesundheitliche Vorteile, sondern erweitert auch den Raum unseres Stoffwechsels – ähnlich unterirdischer Myzelverbindungen zwischen Bäumen – indem sie den Verdauungsprozess unseres Körper in einen Dialog mit vergleichbaren Prozessen in der Welt außerhalb des Körpers bringt.

In diesem Workshop werden wir somatisch, in Bewegung, unser Verdauungssystem erforschen und die ökologischen, politischen und spirituellen (!) Aspekte des Fermentierens von Lebensmitteln diskutieren. Wir werden uns auch praktisch mit Fermentierung beschäftigen und alle werden am Ende ein paar Fermente mit nach Hause nehmen!

Wenn ihr Gläser, Messer, Schneidebretter, Reiben, Gemüse, Kräuter, Gewürze mitbringen könnt, bringt sie! Wir werden auch welche da haben, alles zusammenwerfen und dann mit dem arbeiten, was da ist.

David Bloom (he/him/his) ist Choreograph, Tänzer, Lehrer, Elternteil, Filmemacher, Pianist, Bodyworker und fermentierender jüdischer Mystiker.
davidbloom.info

14-17 Uhr
Dives Into Mycology
Mycelial Workgroup

Wie können wir einen erotischen epistemologischen Ansatz im Sinne Audre Lordes nutzen, um von Mycel-Netzwerken und ihren Fruchtkörpern zu lernen? Wie können wir uns dieser Welt mit der Orientierung eines Amateurs, Organismus, Gastes, Gourmets, Heilers oder furchtlosen Liebhabers zuwenden? Was geschieht, wenn wir mit der Intelligenz des Myzels zusammenarbeiten, anstatt es zu „bearbeiten“? Was passiert, wenn wir unser Arbeitstempo und unsere Projektionen und Erwartungen dem Myzel anpassen? Welche Art von Machtdynamik wird durch die Schaffung von sterilen oder pasteurisierten Umgebungen offenbart und reproduziert? Was würde es bedeuten, generell nährstoffreiche Lebensbedingungen zu schaffen? An einem Nachmittag wollen die Gastgeber*innen der Mycelial Workgroup sich nicht nur dem Thema dieser Netzwerke anvertrauen, sondern auch mit Methoden der Annäherung, Berührung und Beziehung zu unserem Thema experimentieren. Neben dem Austausch von niederschwelligem praktischem Wissen über den Anbau, die Kultivierung und die Verarbeitung von Pilzen werden wir durch spekulative Intelligenzen und radikalen Cross-Praktiken mäandern.

The Mycelial Workgroup, initiiert von Dani Bershan, orientiert sich an dem seit zehn Jahren bestehenden ELSEWHERE & OTHERWISE (E&O), einer fluiden Gruppierung von Künstler*innen und Wissenschaftler*innen, die jährlich für zehn Tage zusammenleben und sich mit zeitgenössischen Dringlichkeiten durch feministische, queere und dekoloniale Praktiken beschäftigen.
danielabershan.co

ÖFFENTLICHES ABENDPROGRAMM
18:30-21:00

18:30-21 Uhr
Mycelium Orgasm Report, VR, 15 min.
Monika Czyżyk

► Keine Registrierung erforderlich
► Öffentliche Veranstaltung

Mycelium Orgasm Report lädt zu einer psychedelischen Virtual-Reality-Reise durch einen nächtlichen barocken Lustgarten ein, der in einem Wald aus Pilzen liegt und rekonstruiert ist als eine Traumtopografie aus Räumen, Objekten, Tanzpartys und verschiedenen Wesen. Begleitet von treibenden organischen Techno-Klängen und auf immersive Weise verleiht es einen Einblick in einen zeitlosen Ort des Schwelgens, in dem der Mensch nur noch eine fragmentierte Erinnerung ist. Die zerhackte „glitched“ Ästhetik der aufgegriffenen digitalen Artefakte lässt das Unwirkliche dieses VR-Universums erfahrbar machen. Es lässt Raum für eine imaginäre Erzählung und einen Ort zum Nachdenken über die Verbundenheit der Dinge, die sich in der Verbundenheit der Pilznetzwerke, die sich über die gesamte Landschaft erstrecken, widerspiegelt. Die Artefakte –die mithilfe von Lidar-Scan-Technologie aus der realen Welt aufgenommen wurden– und der um sie herum kartierte Parcours stecken verschiedene Räume und Zeiten ab; Momente orgasmischen Anstiegs und amniotischen Eintauchens.

Die Arbeit wurde in Zusammenarbeit mit Gabriel de la Cruz und Neil Luck entwickelt.

Monika Czyżyk ist eine in Helsinki lebende bildende Künstlerin, die hauptsächlich mit bewegten Bildern im Rahmen von experimentellen Dokumentarfilmen und sozial engagierten internationalen Projekten arbeitet. Derzeit recherchiert sie zum Thema „Reimagined Gardening“ und sammelt Ton aus der Region für DIY-Brennvorgänge.
monikaczyzyk.org

19-21 Uhr
Mycelial Media Archive – Ein diskursives, geselliges Durchstöbern und Screening eines lebendigen Archivs
Mycelial Workgroup

► Keine Registrierung erforderlich
► Öffentliche Veranstaltung

Dieses von Dani Bershan und Mu Koch der Mycelial Workgroup zusammengestellte Medienarchiv präsentiert ein breites Spektrum an öffentlich zugänglichem audiovisuellem Material, das den Umfang und die Vielfalt des theoretischen und praktischen Wissens über die Welt der Pilze und insbesondere des Mycels widerspiegelt. Das Material besteht aus Vorträgen, Diskussionsrunden und Interviews, Forschungsberichten, Bastelanleitungen, Werbematerial für Myzeltechnologien, künstlerischen Videos und vielem mehr. Vorübergehend, partiell und unvollständig, wie es notwendigerweise ist, veranschaulicht dieses lebendige Archiv die aktuellen Manifestationen eines höchst dynamischen Phänomens in der öffentlichen Mediensphäre und zeigt den soziokulturellen, ästhetischen und diskursiven Reichtum und die Heterogenität der laufenden „Mycelium-Revolution“. Dani Bershan wird einige Auszüge aus dem Archiv in einem diskursiven, spontanen Format vorstellen.

The Mycelial Workgroup, initiiert von Dani Bershan, orientiert sich an dem seit zehn Jahren bestehenden ELSEWHERE & OTHERWISE (E&O), einer fluiden Gruppierung von Künstler*innen und Wissenschaftler*innen, die jährlich für zehn Tage zusammenleben und sich mit zeitgenössischen Dringlichkeiten durch feministische, queere und dekoloniale Praktiken beschäftigen.
danielabershan.com

TAG 3, SAMSTAG, 24. JUNI

10-13 Uhr
Myko-Meditationen: Pilze sind keine einfachen Subjekte des Kapitalismus
Berit Fischer

Wie können neue Formen des Zusammenseins es ermöglichen, in Gemeinschaft neu zu reflektieren und neu zu fühlen? Was können wir von der Lebensweise des omnipräsenten symbiotisch existierenden Mycels lernen? Diese Begegnung sucht danach Verbindungsstellen in unseren Beziehungsgeflechten des Miteinanders zu aktivieren, die sich der extraktiven und spaltenden Logik des Kapitalismus entgegen stellen. Inspiriert von einigen der wesentlichen Eigenschaften des Myceliums werden wir uns darin üben kolonial und kapitalistisch verankerte Logiken wie die der Separation, der Binarität, des einseitigen Nehmens und des Reaktionären entgegenzuwirken. Durch Übungen der gegenseitigen Fürsorge, Achtsamkeit, Neubelebung unserer Handlungskraft und durch ganzheitliches Aktivieren unseres kritischen Bewusstseins für unsere immanent verwobene Interdependenz als Mensch, und mit der natürlichen Welt, werden wir uns spielerisch von der Poetik des Myzeliums inspirieren lassen.

Berit Fischer (PhD) arbeitet international seit 1999 transdisziplinär als Künstlerin, Kuratorin, Autorin und Wissenschaftlerin. 2016 gründete sie das Radical Empathy Lab, ein nomadisches sozio-ökologisches Forschungslabor für erfahrungsbasierte Wissensbildung. Sie ist Gründerin und Kuratorin des Festivals (Re-)Gaining Ecological Futures an der Floating University, Berlin.
beritfischer.org

14 -17 Uhr
Pilze in Bewegung
Jade Dreyfuss und Ute Lindenbeck (Floating Kidsuni)

► Workshop für Kinder ab 8 Jahre

► In deutscher Sprache

Wir untersuchen, welche Pilze in der Floating University wachsen und welche wir wachsen lassen könnten, wie Pilze anderen Lebewesen helfen und uns in Zukunft noch mehr helfen könnten. Dann werden wir zu Pilzen und bauen unser eigenes bewegtes Netzwerk, das wir im Becken verbreiten.

Teilnehmer:innen sollten angemessene Kleidung und gute Schuhe tragen. Bitte Essen und Trinken mitbringen.

Jade Dreyfuss ist Künstlerin, Fotografin und Illustratorin. Ute Lindenbeck ist Bühnen- und Kostümbildnerin und arbeitet seit 2017 im Bereich Kulturelle Bildung.
kids-uni

14:30–17 Uhr
Strahlende Pilze – Tag 2: Mächtige Mischwesen
Martina Kolarek (Die Boden Schafft)

► In deutscher Sprache

„Strahlenpilze“ (aka Actinobakterien) sind zarte Mischwesen zwischen Bakterien und Pilzen. In offenen Böden leisten sie Schwerstarbeit, um aus organischen Reststoffen neuen Humus zu bilden. Wenn ihre dichten, weißen Gespinste nach der Heißrotte den Kompost durchziehen, wissen wir, dass er sich gut entwickelt. Am diesem zweiten Tag wird der Heißkompost von einem dichten Geflecht aus „Strahlenpilzen“ durchzogen sein. Nun können wir uns diesen mächtigen Akteur:innen widmen: Was machen sie genau und wie sehen sie aus? Warum werden sie nur manchmal sichtbar und verschwinden dann wieder? Und warum können wir sie trotzdem so gut riechen?

Martina Kolarek ist eine transdisziplinär und interkulturell arbeitende Biochemikerin, Bodenwissenschaftlerin, Bildende Künstlerin und Autorin. 2014 gründete sie DIE BODEN SCHAFFT als Plattform für eine neue Bodenkultur und Wissenschaft. 2018 erschien ihr Buch Kompostieren!, 2019 in der französischen Übersetzung. Martina Kolarek lebt und arbeitet in Berlin.
die-boden-schafft.de

TAG 4, SONNTAG, 25. JUNI

10-13 Uhr
Let’s Grow Mushrooms
Katherine Ball

► Offen für Familien und Einzelpersonen

In diesem praktischen Workshop werden wir lernen, wie man Pilze züchtet. Es ist ein praktischer Workshop zu den Grundlagen der Pilzzucht, dem Lebenszyklus von Pilzen und die biologische Rolle des Myzels. Schritt für Schritt werden wir lernen, wie man rosa und weiße Austernpilze (Pleurotus ostreatus) auf Stroh und Kaffeesatz züchtet. Diese Pilze sind nicht nur essbar sondern haben auch eine medizinische Wirkung. Die Teilnehmenden können die im Workshop inokulierten Pilze mit nach Hause nehmen, um sie zu Hause wachsen zu sehen und zu ernten, wenn sie einige Wochen später Früchte tragen werden.

Wenn Du am Morgen des Workshop Tags Kaffee kochst, bringe bitte den gebrauchten Kaffeesatz von diesem Morgen mit, um das Wachstum Deiner Pilze zu unterstützen.

Katherine Ball ist ein Lebensraum für Pilze und Bakterien auf dem Planeten Erde. Sie üben sich in den Künsten des Lebens auf einem beschädigten Planeten: Sie leben auf einer off-grid schwimmenden Insel, bauen Pilzfilter, um einen verschmutzten See zu reinigen, und gehen in der Natur in die Lehre, um das biologische Gegenstück zum zivilen Ungehorsam zu lernen.
katherineball.com

14-17 Uhr
Die Kraft, die Pilze über Nacht aus der Erde Schießen Lässt
Ulrike Bernard

In einem dialogischen Leseformat widmen wir uns der emergenten Kraft oder unsichtbaren Energie, die Pilze aus dem Boden schießen lässt. Es existiert kaum eine Sprache, in der es ein Wort für diese lebendige „Schub-kraft“ gibt. In einer textlichen Annäherung begegnen wir den „words for life“ (Worten für das Leben), wie sie die Botanikerin und Autorin Robin Wall Kimmerer nennt. Wir erspüren wie Worte unsere Vorstellungskraft und unsere Verbindungsfähigkeit mit dem Lebendigen, dessen Teil wir sind, beeinflussen. Anhand von verschiedenen Perspektiven werfen wir einen literarischen (queer)feministischen Blick auf die Welt der Pilze. Wir teilen unsere Gedanken und Empfindungen dazu mycelartig: von mehreren Richtungen beginnend, multiplizierend und in das größere Gruppengeflecht einbringend.

Ulrike Bernard ist bildende Künstlerin und Performerin. Sie ist in umweltpädagogischen Tätigkeitsfeldern sowie der kulturellen Bildung aktiv.
ulrikebernard.net

14-17 Uhr
Pilze in Bewegung
Jade Dreyfuss und Ute Lindenbeck (Floating Kidsuni)

► Workshop für Kinder ab 8 Jahre

► In deutscher Sprache

Wir untersuchen, welche Pilze in der Floating University wachsen und welche wir wachsen lassen könnten, wie Pilze anderen Lebewesen helfen und uns in Zukunft noch mehr helfen könnten. Dann werden wir zu Pilzen und bauen unser eigenes bewegtes Netzwerk, das wir im Becken verbreiten.

Teilnehmer:innen sollten angemessene Kleidung und gute Schuhe tragen. Bitte Essen und Trinken mitbringen.

Jade Dreyfus ist Künstlerin, Fotografin und Illustratorin. Ute Lindenbeck ist Bühnen- und Kostümbildnerin und arbeitet seit 2017 im Bereich Kulturelle Bildung.
kids-uni

Verwobenes Leben Wie Pilze unsere Welt formen und unsere Zukunft beeinflussen (Englisch)

Textauszug: Merlin Sheldrake

Kuratorin: Berit Fischer
Programm Assistentinnen: Pia Groleger, Sarah Zeryab
Photographie: Katharina Geist
Grafikdesign: Roman Karrer
Produktion: Ute Lindenbeck
Produktion: Ute Lindenbeck
Architektur: Lorenz Kuschnig, Florian Stirnemann, Felix Wierschbitzki
Die Ausgabe 2023 der räumlichen Experimente der Floating University fand im Rahmen des Programms „BUILD+CARE+REPAIR“ statt.
Architektur, Aufbau und Programmorganisation: Lorenz Kuschnig Lefort
Interpretiert und gebaut von Leonard Strübin, Mathilde Dewavrin, Jade Dreyfuss, Stefan Klopfer
Lebensmitteltransformation und Küchenexperimente: Anna Herbert, Indira Colin
Volunteers: Adriana Gahona, Andrew Wu, Anna Jannicke, Eva Körber, Felix Werner, Fernanda Ayala Torres, Fotini Takirdiki, Johanna Stodte, Julia Walk, Justin Sante, Katharina Ripea, Konstatin Prishep, Louisa Kohlhoff, Mado Lenius, Marc Schmidt, Marie Dietze, Sarra Abid, and many more

Interview mit Berit Fischer, Kuratorin von (Re-)Gaining Ecological Futures:

„For mapping contemporary art”, ein Projekt von Manuela Johanna Covini.

Gefördert durch die Stiftung Kunstfonds, Sonderförderprogramm NEUSTART plus Plattformen der bildenden Kunst