Ergebnisse Bodenanalyse
ERGEBNISSE BODENANALYSE IN DER FLOATING UNIVERSITY 2021
Beeinträchtigung oder Verschmutzung?
Bei einem unserer ersten Treffen mit Vereinsmitgliedern und Gärtner:innen aus der “Kolonie am Flughafen” sprachen wir über den Unterschied zwischen Kontamination und Belastung. Die Böden in den Städten sind meistens kontaminiert. Wenn diese Verunreinigung einen bestimmten Wert überschreitet, sprechen wir von Belastung. Auf dem Gebiet der Bodenanalyse ist der Begriff “Verunreinigung” negativ besetzt. Mit unserer Bodenanalyse untersuchten wir die bekannten negativen Auswirkungen auf unterschiedliche Lebewesen und Lebensräume.
Kontamination und Verschmutzung auf dem Floating-Gelände
Pink: alle Böden auf dem Floating Gelände sind kontaminiert
Grün: Die Werte der Ergebnisse liegen unter den Prüfwerten für Kinderspielplätze, so dass diese Flächen für den Kontakt mit dem Boden in Ordnung sind
Gelb: Verschmutzt. Das Hauptproblem ist Blei. Die Ergebnisse liegen über den Testwerten für Kinderspielplätze. Es wird empfohlen, den Boden nicht mit der Haut zu berühren und nicht einzuatmen.
Diese Proben wurden aus dem Schlamm am Eingang des Wassertunnels entnommen. (Jetzt auf der linken Seite hinter dem Auditorium aufgetürmt). In dem Schlamm wurden auch einige PAK, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, gefunden: Sie entstehen vor allem bei der Verbrennung von organischen Materialien (z. B. Kohle, Öl, Benzin und Holz) und sind gefährlich für alle Menschen und Tiere. Sie können von den Bodenorganismen nur sehr schwer abgebaut werden und reichern sich im Boden an. Für die meisten PAK gibt es keine Grenzwerte im Boden. Sie wurden bisher nur im Schlamm und Kompost untersucht.
Bewertung: Bodenkontamination und Verschmutzung vor Ort (durch BundesBodenSchutzVO)
Waldboden, Kompost und Sand unter dem Beton: Schwermetalle (Blei, Cadmium, Nickel) und Benzo(a)pyren (krebserregender persistenter organischer Stoff)
➢ unter den Grenzwerten für Kinderspielplätze und Gärten
Schlamm im Einzugsgebiet: Schwermetalle, Pestizide und gefährliche persistente organische Stoffe (PAK, PCB/PCP)
➢ Blei (228 mg/kg TS) leicht über dem Grenzwert für Kinderspielplätze (200), Cadmium (2,1 mg/kg TS) leicht über dem Grenzwert für Kinder in Gärten (2) am Zufluss (Abfluss ok)
Relativ hohe PAK-Konzentration (noch keine Grenzwerte für Böden, nur für Wasser…) Überprüfung und weitere Informationen erforderlich.
Interpretation wissenschaftlicher Ergebnisse
Der Schlamm im Regenrückhaltebecken wurde im Rahmen der Wasseranalyse und der Bodenanalyse untersucht. Es wurden unterschiedliche Ergebnisse erzielt, je nachdem, ob das Forschungsinteresse auf die Stoffe, die aus dem Schlamm austreten oder auf die, die im Schlamm verbleiben, gelegt wird. Meistens werden die Stoffe untersucht, die aus dem Boden innerhalb kurzer Zeit austreten können, seien es Nährstoffe für den Gartenbau oder Schadstoffe für wasserbauliche Maßnahmen. Im Gegensatz dazu haben wir die Stoffe untersucht, die im Boden verbleiben und sich am Standort anreichern können.
Abgesehen von unterschiedlichen Perspektiven müssen auch die Systemgrenzen bei chemischen Analysen berücksichtigt werden: so können für langfristige Wirkungen von krebserregenden oder fruchtschädigenden Stoffen keine Grenzwerte festgelegt werden oder die Auswirkungen von den meisten Schadstoffen auf bodenlebende Organismen sind nicht bekannt.
OPEN SOIL LAB
Open Soil Labs sind für alle offene Einrichtungen, die es den Teilnehmer*innen erlauben, den Boden räumlich zu erleben und sich ein ganzheitliches Bild von den vielen verschiedenen Lebewesen und ihrem Zusammenwirken zu machen. Das erste Open Soil Lab hat DIE BODEN SCHAFFT mit Hilfe der Postcode Lotterie für die Floating University aufgebaut. Mit Mikroskopen, Kameras und einfachen Analysemethoden können die Bodenaktivität und Diversität selbst gemessen und erlebt werden. Interessierte Personen und Gruppen können sich unter www.die-boden-schafft.de dazu anmelden.
Text: Martina Kolarek ist Bodenwissenschaftlerin und Künstlerin, Gründerin von DIE BODEN SCHAFFT und Mitglied des Floating e.V.